Page 24 - BDB Nachrichten 3/2021
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Regenwassernutzung-/Versickerung
Forderung des fbr – Bundesverband zur Bundestagswahl 2021
Klimawandel in Deutschland − Wasserwende jetzt!
Die Auswirkungen des Klimawandels und die damit verbun- dene Veränderung der Niederschlagswasserverteilung und der Wasserverfügbarkeit erfordern grundlegende Veränderun- gen des Wassermanagements in unserem Land. Die konven- tionelle Wasserinfrastruktur kann in der bestehenden Struktur nicht weitergeführt werden, sondern bedarf einer Neuausrich- tung mit Kombinationslösungen und einem nachhaltigen Um- gang mit der Ressource Wasser.
Städte und Kommunen müssen resilienter gegenüber Klima- wandel und anderen Herausforderungen werden – steigende Flächenkonkurrenz in Kommunen fordert den multifunktio- nalen Umgang mit Flächen sowie die Hebung von Synergien durch Nutzung von sektorübergreifenden Kopplungspoten- tialen. Ziel muss es dabei sein, die Verfügbarkeit, Qualität und Quantität von Wasser für alle Sektoren ökologisch, ökono- misch und sozialverträglich zu sichern. Darüber hinaus hel- fen dezentrale Maßnahmen der Regenwasserrückhaltung zur Minderung von Überflutungsrisiken.
Der fbr-Bundesverband fordert daher:
1. Betriebs- und Regenwasser in die Wasserversorgung integrieren
Angesichts der vermehrt auftretenden Trockenheit (Wasser- engpässe) kommt der Daseinsfürsorge „Wasserversorgung“ eine besondere Bedeutung zu. Dabei gehören Niederschläge mittlerweile zur wichtigsten Ressource. Niederschlagswasser muss dort zurückgehalten und gespeichert werden, wo es an- fällt und für die Wasserbereitstellung in Städten und Kommu- nen integriert werden.
Daher wird vorgeschlagen:
· dezentrale Wasserquellen, wie die Betriebs- und Regenwas-
sernutzung, in die rationelle Wasserversorgung einzubeziehen
· die Rückhaltung, Speicherung und Nutzung von Regen- wasser zukünftig als einen wesentlichen Bestandteil der
wasserpolitischen Strategie in die bestehende Wasserver- sorgung zu integrieren
2. Trinkwasser für die Bewässerung vermeiden
Städte und Kommunen sind zunehmend von hohen Tempera- turen und Trockenheit bedroht. Zukünftig muss vermehrt mit sogenannten „Heißen Tagen“ (Lufttemperatur ≥ 30˚ C) gerech- net werden. Städte müssen auch im Sinne der Stadtklimatisie- rung grüner werden. Damit steigt der Wasserbedarf der blau- grünen Infrastruktur für die Bewässerung.
Der fbr – Bundesverband ist der Auffassung, dass in Städten und Kommunen
· für die Bewässerung ein großes unterirdisches Speicher-
volumen im städtischen Raum einzurichten ist
· urbane Flächen multifunktional zur Wasseraufbereitung,
Wasserspeicherung u. Bereitstellung von Ökosystemleis- tungen genutzt werden müssen
· Baumrigolen zur Sicherstellung der Wasserversorgung von Baumbeständen Standard für Stadtbäume werden müssen
3. Rückhaltung von Regenwasser zur Vermeidung von lokalen Überflutungen und Starkregenfolgen Starkregenereignisse im urbanen Raum führen schnell zur Überlastung der bestehenden Wasserinfrastruktur in Städten und Kommunen. Versiegelte Flächen verschärfen die Proble- matik und das Niederschlagswasser fließt unkontrolliert ab. In deren Folge kommt es vermehrt zu Überflutungen. Die Rück- haltung von Regenwasser, kombiniert mit weiteren Modulen der Regenwasserbewirtschaftung wie der Versickerung, der Verdunstung oder der Nutzung, trägt entscheidend zur Ver- minderung der Starkregenfolgen bei.
Der fbr – Bundesverband ist der Auffassung, dass in Städten und Kommunen
· die Speicherung und Rückhaltung von Regenwasser als
vorrangige Maßnahme auf Grundstücken umzusetzen ist · dort wo möglich, sind auf öffentlichen Liegenschaften un-
terirdische Speicher vorzusehen und Applikationen zur
Nutzung zu prüfen
· die Bereitstellung von Löschwasser über Retentionssys-
teme zu ergänzen
4. Ressourcen schonen und Wasser- und Energieeffizienz kombinieren
Synergien aus Wasser und Energie erkennen und in die Stadt- und Gebäudeplanung umzusetzen ist in vielfältiger Weise be- reits jetzt zu erreichen:
· dort wo immer möglich, für Nicht-Trinkwasserzwecke im Geschosswohnungsbau oder für Applikationen in Kommu- nen, Gewerbe und Industrie, Betriebswasseranlagen vor- rangig eingesetzt werden sollen.
· wenn möglich, Wärmerückgewinnung aus Betriebswasser- anlagen einzusetzen ist
· wenn möglich, für Kühlung und Klimatisierung Betriebs- wasseranlagen einzusetzen sind
Den Trinkwasserbedarf und den Abwasseranfall in Gebäuden sig- nifikant zu reduzieren, ist mit der Grauwassernutzung möglich. Diese Art des Wasser-Recyclings ergibt unabhängig von den Jahreszeiten kontinuierlich eine Trinkwassereinsparung von rund 20 bis 50 Prozent. Äquivalent wird der Abwasseranteil vermie- den. Kombiniert mit der Wärmerückgewinnung wird ein erheb- licher Teil an Wärmenergie aus dem System zurückgewonnen.
5. Rechtliche Rahmenbedingungen und finanzielle Anreize schaffen
Die Anpassungsmaßnahmen der Wasserinfrastruktur bedür- fen einer ausreichenden und gesicherten Finanzierung für die Errichtung und den Betrieb der Systeme.
Zur Implementierung der verschiedenen Lösungen sind da- rüber hinaus monetäre Anreize (Fördersysteme, Gebühren- anpassung) zu entwickeln, um die Maßnahmen auf kommu- naler Ebene bzw. auch auf Ebene der Grundstücke bei Privat- investoren zu realisieren.
Weitere Informationen:
fbr – Bundesverband für Betriebs- und Regenwasser e.V., www.fbr.de
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BDB-Nachrichten Journal 3/2021

























































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