Page 4 - BDB Spezial Fassadentechnik 2019
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Intelligenten, multifunktionalen Fassaden
gehört die Zukunft
Moderne Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF) sind digital geplant, modular konzipiert, vorgefertigt und seriell gebaut. Sie erweitern das planerische Spektrum und den Fassadennutzen um ein Vielfaches. Im Rahmen der FVHF-Podiumsdiskussion auf der diesjährigen Messe BAU wurden unter der Überschrift „Fassade der Zukunft: VHF – multifunktional und intelligent“ aktuelle Zukunftsfragen diskutiert.
 Podiumsdiskussion des FVHF auf der BAU 2019, von links nach rechts: Prof. Jan Krause, Prof. Heike Klussmann, Gregor Kassl, Prof. Dr.-Ing. Gunnar Grün, Siegfried Wernik und Reiner Nagel. Foto: FVHF / Till Budde, Berlin
„Materialien müssen ertüchtigt werden – weg vom Energiekon- sumenten hin zum Energieproduzenten“, beschrieb Prof. Heike Klussmann, Initiatorin der Forschungsplattform BAU KUNST ERFINDEN, eine Voraussetzung für zukünftige Fassa- den. Für Gregor Kassl, Associate Director und Building Enve- lope Design Leader Germany bei Arup Berlin muss „die Fas- sade für ihre Umgebung einen Mehrwert schaffen“. Sie kann heute schon Schall absorbieren, Feinstaub binden und Ener- gie produzieren. Durch die Digitalisierung können unterschied- liche Funktionen zusammengeführt werden. So entsteht eine hochqualifizierte Außenhaut, die gewerke- und gebäudeüber- greifend in den Stadtraum wirkt, z. B. als Lichtreflektor für ei- nen ganzen Straßenzug.
Energie und Effizienz
Unter den Stichworten Energie und Effizienz geht es verstärkt um Erzeugung und Speicherung von Energie an der Fassade. Der heutige Standard, Energieeffizienz von Gebäuden im We- sentlichen durch dicke Fassadendämmung zu erreichen, ist künftig nur noch ein Lösungsansatz von vielen. Die Möglich- keit Photovoltaik und Solarthermie ästhetisch und technisch in die Bekleidungsebene der VHF zu integrieren, führte längst
L‘Office 64 de l’Habitat: Das bepflanzte Dach des niedrigen Eingangsgebäude dämmt das Dach und speichert Regenwasser. Der Raum zwischen Glashaut und Gebäudefassade wirkt wie ein Klimapuffer für das Gebäude dahinter. Im milden Winter reicht die dort gesammelte Sonnenwärme fast alleine schon zur Beheizung der Büroräume. Arotcharen Architectes Fotos: Mathieu Choiselat / Patrick Arotcharen
über die praktizierte individuelle Einzelausführung hinaus zur sicher anwendbaren Systemlösung.
Künftig muss auch mehr Augenmerk auf Effizienzsteigerungen durch die Wechselwirkung von Gebäudetechnik und Fassade gelegt werden. Ob als High-Tec oder Low-Tec-Ansatz ausge- legt, führt die geschickte Nutzung der bauphysikalischen Ei- genschaften von VHF zur Verbesserung des sommerlichen und winterlichen Wärmeschutzes bei gleichzeitiger Steige-
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