Page 4 - BDB Spezial Software 2019
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BIM
Der Wandel in der Baubranche
Alle Branchen haben eines gemeinsam: den stetigen Struktur- wandel. Betrachtet man z. B. die Agrarwirtschaft in den 1960- 70er Jahren, so stellt man fest, dass sich die Zahl der Vollbe- schäftigten in der deutschen Landwirtschaft von 3,33 auf 1,88 Millionen verringert hat. Gleichzeitig schrumpfte auch die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe (siehe Agrartechnik Mai 2001). Anstelle von Landwirten, welche die traditionellen Be- reiche wie Milch-Produktion und Viehzucht, Anpflanzung von Nahrungsmitteln, etc. generalistisch betreiben, haben sich im- mer mehr Spezialisten und Experten in den einzelnen Gebie- ten gebildet. Die Anzahl der Beschäftigten in der Landwirt- schaft ist stark verringert, die Anzahl der Mitarbeiter, welche die Maschinen und die Automatisierung aller Prozesse entwi- ckeln, ist jedoch stark gestiegen. Letztendlich handelt es sich hier um eine Verlagerung der benötigten Kompetenzen. Diese volatilen Veränderungen sind in allen Branchen zu beobach- ten. Zur Effizienz- und Produktivitätssteigerung werden immer mehr (teil-) autonome Maschinen eingesetzt. Überträgt man diese Entwicklung auf andere Branchen, dann stellt man fest:
· Nicht die Landwirtschaft ist weg, sondern die Landwirte werden weniger.
· Nicht die Bankwirtschaft ist weg, sondern die Bankberater werden weniger.
· Nicht die Bauwirtschaft ist weg, sondern die Bauarbeiter werden weniger.
Innovative Entwicklung von Geschäftsmodellen
Facebook, Twitter, Amazon und alle anderen internetbasierten Technologien (Internet of Things) haben Vermarktung, Produk- tion und produktnahen Prozesse deutlich verändert. Große
Plattformen, wie Uber oder AirBnB, generieren ihren Umsatz über die Vermittlung von fremden Leistungen oder Produkten über digitale Kanäle. Grundlage hierfür ist die Verarbeitung, Ver- netzung und Bereitstellung von Daten. Insbesondere die Digita- lisierung und Optimierung von Produktion und Dienstleistungen erfordert neue Kompetenzen und schafft neue Berufsbilder.
Die eigentliche Aufgabe – besonders für ein Land mit über 50 % Dienstleistungsanteil, wie Deutschland – besteht in der Gestaltung der stetigen Veränderungsprozesse. Es stellt sich dabei die Frage: Wie schaffen wir es, diese Veränderung zu meistern und alle Akteure mitzunehmen?
Moderne Software ist das einzige Hilfsmittel für eine durchgängige, digitale Bearbeitung von Bauprojekten
Im Bauwesen sind die Veränderungen durch Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung der Arbeitsprozesse deutlich zu erkennen. Dabei liegt die große Herkulesaufgabe darin, diese Bereiche miteinander zu verknüpfen. In der Bauplanung und -ausführung werden seit den 1970er Jahren CAD-Pro- gramme, Software zur Tragwerksberechnung sowie zum Er- stellen von Leistungsverzeichnissen eingesetzt. Auch Schnitt- stellen und zugehörige Standards werden seit Jahrzenten entwickelt und eingesetzt. Die Methoden, Verfahren und Tech- nologien zur Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung sind daher bekannt - allerdings wird in sehr vielen Bereichen des Bauwesens noch analog gearbeitet. Da das Bauwesen die größte Branche der deutschen Wirtschaft ist, muss der Veränderung des Bauwesens eine besondere Beachtung ge- schenkt werden. Dieser Aufgabe widmet sich der Bundesver- band Bausoftware (BVBS) bereits seit 1993.
Die Arbeitsmethodik Building Information Modeling (BIM)
Building Information Modeling (BIM) ist heute neben dem be- kannten 3D-CAD-Ansatz die Arbeitsmethodik, welche eine di- gitale Bauablaufsimulationen (4D-Ansatz) und ein digitales Kostenmanagement (5D-Ansatz) ermöglicht. Die Dimensionen sind nicht im metrischen Sinne zu verstehen, sondern eine reine Definitionsfrage. Weitere Dimensionen (6D/ 7D) werden zunehmend für die Nachhaltigkeit und das Facility-Manage- ment verwendet.
Im Bauwesen entwächst die BIM 5D Arbeitsmethodik gerade den Kinderschuhen. Das Ziel ist es, Bauwerke nachhaltig und
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BDB-Nachrichten spezial – Software im Bauwesen


















































































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