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Bürohaus trifft Gründerzeit
Auf einer ehemaligen Brachfläche errichteten die Bitsch + Bienstein Architekten aus Wiesbaden ein vierstöckiges Bürogebäude in direkter Nachbarschaft zur denkmalgeschützten Villeninsel aus der Gründerzeit.
Denkmalschutz, ein extrem kleines Grundstück von nur 600 Quadratmetern, die städtebaulich markante Lage sowie selbstauferlegte hohe Ansprüche in Sachen Nachhaltigkeit, Ökologie und Energieeffizienz stellten die Architekten vor spannende Aufgaben. Und die Planer wurden für ihren Mut belohnt. Bei der Eröffnungsfeier lobte der Wiesbadener De- zernent für Stadtentwicklung und Bau, Hans-Martin Kessler (CDU), die „architektonische Qualität“ und die „gelungene städtebauliche Einfügung“.
Ergebnis ist ein Gebäude, das exakt auf die zur Verfügung stehende Fläche und Umgebung zugeschnitten ist. Die Pro- portionen, Sockel, Dächer und Erker der umliegenden Villen wurden von dem monolithischen, skulpturalen Baukörper ad- aptiert. Die in regelmäßigen Abständen gesetzten Lochfens- ter sowie gezielte „Störungen“ verleihen dem Gebäude eine selbstbewusste Individualität. Der in gedecktem Ziegelrot ge- haltene Sockel springt optisch leicht zurück und verleiht den darüber liegenden Etagen eine filigrane Leichtigkeit. Der Erker wurde zur Kreuzung hin platziert und erstreckt sich über die gesamte Gebäudehöhe. So betont er die städtebauliche Situ- ation und markiert durch seine kubisch-moderne Formenspra- che gleichzeitig die Blickachse. Während der Erkerbereich mit Flachdach ausgeführt wurde, griffen die Architekten beim üb- rigen Gebäude das Berliner Dach der benachbarten Gründer- zeitvillen auf, dessen Dachhaut aus dunklem Metall sich in die umliegende Dachlandschaft nahtlos einfügt.
Von Beginn an hatten die Planer den Anspruch, das Gebäude in nachhaltiger Bauweise zu errichten. Zum Einsatz kam der Hochlochziegel HLZ ThermoPlan TS12 von JUWÖ. Mit den Wandstärken von 36 bis 42 Zentimeter konnten sowohl die energetischen, als auch die akustischen und statischen An- forderungen vollends erfüllt werden. Eine Luft-Wasser-Wär- mepumpe mit Fernzugriff auf die Wettervorhersage versorgt
das Gebäude per Bauteilaktivierung mit regenerativer Energie. Dabei übernehmen wasserführende Rohrleitungen in den Ge- bäudemassen wie Wänden, Decken oder Böden die Tempera- turregulierung. Im Bürohaus erledigen das die unverkleideten Betondecken, die mit ihren Speichermassen Temperaturspit- zen ausgleichen. Im Winter wird so geheizt, im Sommer ge- kühlt. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verbes- sert nicht nur die durch Feinstaub belastete Außenluft, sondern auch den Wirkungsgrad der eingesetzten Energie. Mit ihrem Neubau gelang den Bitsch + Bienstein Architekten ein städ- tebauliches Meisterstück, das sensibel die umliegende, his- torisch gewachsene Bebauung aufgreift und dennoch seinen ganz eigenen Charakter besitzt. Mit dem Projekt bewiesen die Architekten auch, dass ressourcenbewusstes Bauen nicht nur Liebhaberei ist, sondern einen echten Mehrwert bietet.
Weitere Informationen unter www.meinziegelhaus.de.
Ziegelbau
    BDB-Nachrichten Journal 1/2021
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alle Fotos: Mein Ziegelhaus / Gerd Schaller
























































































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