Page 22 - Quartal-4-2020
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Rund ums Parken
Ein Essay zu aktuellen Parkplatz-Trends.
Erfinden wir technische Lösungen für Probleme, die es nicht gibt?
Verfolgt man die aktuellen Trends zum Thema Parken, gibt es zahlreiche technologische Innovationen. Aber lösen diese die Parkplatzprobleme der Zukunft? Es lohnt sich genauer hinzuschauen.
Einen echten Innovationssprung stellen die intelligenten Park- häuser dar. Dabei handelt es sich um konventionelle Park- häuser, in denen Autos autonom rangieren, also ohne Fahrer einen freien Parkplatz suchen und einparken. Parkplätze mit induktiven Ladestationen in Form von Ladeplatten für E-Autos sind ein sinnvoller Baustein beim Ausbau der für die E-Mo- bilität notwendigen Infrastruktur. Smartes Parken ist der Be- griff für ein cloudbasiertes Parksysteme, mit dem der Fahrer den nächsten freien Parkplatz findet. All diese Konzepte sind zukunftsweisend aber funktionieren nur, wenn es freie Park- plätze gibt.
Wird die Parkplatzsuche morgen einfacher sein?
Wie funktioniert die individuelle Mobilität in der Zukunft? Wie entwickelt sich das Verkehrsaufkommen in den Metropolen der Welt und wie viele Parkplätze werden gebraucht? Eine Studie von Deloitte legt nahe, dass das städtische Verkehrs- aufkommen bis 2035 mit dem autonomen Fahren weiter stei- gen wird*1. Der Zuzug von Menschen, die bisher auf dem Land lebten, in die Städte wird anhalten und für volle Straßen sor- gen. Weltweit betrachtet, werden bis zum Jahr 2030 eine Milli- arde mehr Menschen in Städten leben als heute*2.
Sicher ist, wir benötigen grundsätzlich neue Verkehrs- und Parkraumkonzepte – zumindest rund um die Innenstädte und überall dort, wo das Umsteigen vom individuellen in öffentli- che Verkehrsmittel notwendig wird. Aktuelle Zahlen zur Park- platzsuche in Deutschland sprechen eine deutliche Sprache
und geben Hinweise darauf, welche Herausforderungen in Zu- kunft zu meistern sind.
Fakten zum Parken in Kürze.
Autos stehen durchschnittlich 23 Stunden am Tag still*3. Die Folge: In vielen Metropolen nehmen Parkplätze einen erhebli- chen Teil der nutzbaren Flächen in den Innenstädten ein. Eine Tatsache, die uns zu denken geben sollte, weil freie Flächen nicht nur selten, sondern auch teuer sind. Jeder Autofahrer verbringt durchschnittlich 41 Stunden pro Jahr mit der Park- platzsuche*4. 50 Prozent aller Unfälle ereignen sich beim Par- ken und Rangieren*5.
Die aktuellen Innovationstrends lösen die zukünftigen Herausforderungen nicht.
Ob intelligente Parkhäuser, induktive Ladestationen oder cloudbasiertes Smartes Parken: jeder Trend ist für sich gese- hen faszinierend, die dahintersteckenden Technologien sind beeindruckend. Aber keiner der Trends wird die Parkplatzpro- bleme der Zukunft lösen. Dabei existieren bereits vielfach er- probte Alternativen zu konventionellen Parkhäusern und Park- raumkonzepten.
Realistische Lösungen für morgen.
Weltweit gibt es in fast jeder Innenstadt zu wenig Platz. Platz nicht nur für Parkplätze, sondern auch Raum, damit sich die Städte weiter entwickeln können. Parkende Fahrzeuge neh-
 Bis zu 12 Prozent der gesamten Verkehrsflächen werden in Deutschland durch parkende Fahrzeuge besetzt. Zeit, umzudenken. © pixabay
56 BDB-Nachrichten Journal 4/2020


















































































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