Page 16 - BDB Spezial Fassadentechnik 2021
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 Kontinuität für die Kunst Erweiterungsbau für Museum Küppersmühle fertiggestellt
„Als wäre er schon immer da gewesen“ –
so beschreiben die Architekten Herzog & de
Meuron den neuen Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle (MKM) am Duisburger Innenhafen. Handgefertigte Klinker von GIMA für Fassade und Schriftzug nehmen die Materialität des angrenzenden Speichergebäudes auf und folgen dem Charakter alter Backsteinbauten am Hafenbecken. Nach zehnjähriger Planungs- und Baugeschichte wird der Neubau im Sommer 2021 eröffnet.
Einst Umschlagplatz für Kohle, Holz und Getreide ist der Duis- burger Innenhafen heute ein Mischgebiet aus Wohnen und Ar- beiten, Kultur und Freizeit. Verantwortlich für die strukturelle Umnutzung war der von Norman Foster und Partner erstellte Masterplan im Rahmen der internationalen Bauausstellung Emscher Park 1994. Dass die industriell genutzten Gebäude weitgehend entkernt und restauriert werden konnten, ist auch einer Bürgerinitiative zu verdanken, die sich Anfang der Sieb- ziger Jahre für den Erhalt und gegen die Abrisspläne eines der ältesten Speichergebäude, der Küppersmühle, einsetzte. Heute beherbergt dieses denkmalgeschützte Gebäude hin- ter seiner historischen Backsteinfassade eine der umfang- reichsten und renommiertesten Sammlungen deutscher Ge- genwartskunst. Nicht weniger renommiert ist das Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron, nach dessen Entwurf 1999 die Speicherflächen in Ausstellungsräume umgestaltet wurden. In diesem Jahr haben sie das Museum durch einen Neubau um weitere 2.500 Quadratmeter, verteilt auf vier ober- irdischen Geschossen und einem Untergeschoss, baulich er- gänzt. Wie schon beim Anbau an die Tate Modern in London und bei der Erweiterung auf dem Vitra Campus setzen die Ar- chitekten auf Fassadenklinker aus Marklkofen von GIMA.
Dezente Fortschreibung
Die ursprüngliche Idee, einen Leuchtkubus aus Stahl auf das Dach der Silos zu heben, musste 2008 verworfen werden. Bei der neuen Entwurfsplanung fünf Jahre später orientierten sich
Der neue Baukörper mit fünf Ebenen, eine davon unterirdisch, besteht aus drei Teilen. Ihre Höhen reichen von ca. 27 über 30 bis hin zu 33 Meter. Höchster Punkt des Gesamtkomplexes, und 2021 erstmals für Besucher zugänglich, ist die neu erstellte Aussichtsplatt- form auf dem Dach der Silos in 46 Meter Höhe.
die Architekten an dem Bestand und an den Baudenkmälern des Innenhafens. Die Stahlsilos blieben allerdings Teil des Entwurfs – auch weil sie ein wichtiger Bestandteil der Küp- persmühle als Industriedenkmal sind. In ihrer neuen Funktion als Erschließungselement verbinden sie die bestehenden mit den neuen Ausstellungsräumen über Brücken im ersten und zweiten Obergeschoss. Darüber hinaus ließen die Architekten sechs Innensilos herausnehmen und öffneten die Decke über dem Erdgeschoss. Die entstandene Ausstellungsfläche bie- tet dem Besucher ein spektakuläres Raumerlebnis. Über das Haupttreppenhaus, das als gewendelte Sichtbeton-Treppe aus rot gefärbtem Beton an das bestehende Treppenhaus an- knüpft, kann der Museumsrundgang anschließend fortgesetzt werden. In Materialwahl, Proportion und Fassadengliederung schmiegt sich der neue Baukörper, bestehend aus drei unter- schiedlich hohen Teilen, sanft an die Rückfront des Bestands- gebäude an.
Aufwändige Fassadendetails
Die epochenübergreifende Kontinuität im Mauerwerk gelingt Herzog & de Meuron auch bei diesem Projekt durch den Ein- satz von GIMA Fassadenklinker. Hierfür wählten sie den Klin- ker Breno FKS in den Abmessungen 280x115x144 Millimeter, der mittig gebrochen verarbeitet wurde und der Fassade da- durch die unverwechselbare Struktur verleiht. Die Abkürzung in der Farbbezeichnung steht dabei immer für Fußsortierung, Kohlebrand und Salzglasur. Bis zur finalen Entscheidung gab es einen langjährigen Entwicklungsprozess. Nach ersten Be- musterungen im Baseler Büro und späteren Besuchen der Ar- chitekten im niederbayerischen Werk konnten mithilfe groß- formatiger Musterwände die perfekten Klinker ausgewählt
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