Page 27 - BDB Nachrichten 3-2019
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Regenwasser/-versickerung
Der Wasserhunger in Städten nimmt zu
Trinkwassergewinnung vieler Großstädte auf Kosten des Umlandes
Große Städte in Deutschland verzeichnen ein erhebliches Bevölkerungswachstum – allen voran Frankfurt/Main. Damit verbunden ist auch der gestiegene Verbrauch an Trinkwas- ser. Großstädte sind in der Regel bei der Wasserversorgung auf Gewinnungsgebiete im Umland angewiesen. Dies ist für Frankfurt u. a. der Vogelsberg oder für die Stadt Hamburg die Lüneburger Heide. Die hohen Wasserentnahmen führen in den Gewinnungsgebieten vielfach zu ökologischen Beeinträchti- gungen. Im schlimmsten Fall auf Kosten der Trinkwasserexis- tenz für kleine Orte im Umland.
Hinzu kommen die notwendigen Anpassungen an den Klima- wandel. Das verschärft die Problematik. Schon die Jahre 2003 und 2015 waren heiß und trocken und somit schwierig für die Wasserversorgung. Die über 8 Monate anhaltende regenarme Zeit im Jahr 2018 hat uns eine so nicht dagewesene extreme Wettersituation beschert und gezeigt, dass selbst wir als was- serreiches Land nicht vor regionaler Dürre und örtlichem Was- sermangel geschützt sind. Von Schleswig-Holstein bis an den Bodensee galt in vielen Landkreisen unter Androhung hoher Bußgelder das Verbot, Wasser aus Bächen und Flüssen zu entnehmen. Doch auch bei Leitungswasser drohen den pri- vaten Nutzern Restriktionen. Ab Anfang Juni 2018 war es im
BDB-Nachrichten Journal 3/2019
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Quelle: Otto Graf GmbH
Quelle: Mall
Kreis Osterholz verboten, den Rasen zu sprengen und Blumen zu gießen, Autos zu waschen und Swimmingpools mit Trink- wasser zu füllen. Der zuständige Wasserversorger fürchtete um die Qualität des Trinkwassers – die Leistungsgrenzen des Versorgungssystems waren der Grund. Auch 2019 setzt sich der Trend fort. Die Diskussion um die Verteilung des Wassers zwischen Landwirtschaft und Siedlungsgebieten nimmt zu und die Forstwirtschaft schlägt bereits Alarm. Nach Angaben von Hessenforst sind ca. 20 Millionen Bäume allein in Hessen in Folge des Klimawandels vertrocknet.
In der Frankfurter Stadtpolitik wird daher bereits umgedacht. In neuen Baugebieten sollen flächig separate Betriebswas- sersysteme eingebaut werden. Die fbr plädiert seit langem schon für die Einbindung der Regenwassernutzung in die Gebäudetechnik. Regenwasser auch als Ressource für die Wasserversorgung zu verstehen und einzusetzen, bringt Vor- teile. Denn jeder Kubikmeter Regenwasser, der für Waschma- schine, Toilettenspülung und Bewässerung genutzt wird, ist ein Kubikmeter weniger Trinkwasser, das so nicht den natür- lichen Vorräten entnommen, aufbereitet und zur Entnahme- stelle der Kunden gepumpt werden muss. Etwa die Hälfte des Trinkwasserbedarfs kann durch Regenwasser ersetzt werden. Langfristig spart das Geld und schont die Grundwasservor- räte. Zusätzlich werden auch die Kanäle entlastet, Gewässer vor Schadstoffeinträgen geschützt und intelligente Zisternen mit Retentionsdrossel oder digitaler Füllstandssteuerung sor- gen für zusätzliches Rückhaltevolumen bei Starkregenereig- nissen in Städten. Die fbr fordert daher bei Neubauvorhaben grundsätzlich Zisternen in die Grundstückentwässerung vor- zuschreiben.
Weitere Informationen finden Sie unter www.fbr.de