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Innendämmung
Dampfdicht oder diffusionsoffen?
Bei den Innendämmungen buhlen die dampfdichten und die diffusionsoffenen Systeme um die Gunst der Verarbeiter.
Welche Systeme sind besser geeignet und welche Risiken gibt es?
Wenn mit Innendämmungen saniert wird, kann es aufgrund der Taupunkt- verschiebung zur Bildung von Kon- denswasser im Wandaufbau kommen.
Es haben sich zwei komplett unter- schiedliche Strategien etabliert, wie mit dieser Problematik umgegangen wird.
Dampfdichte Systeme vermeiden mit einer Dampfsperre auf der Innenseite der Dämmung, dass Wasserdampf in das Bauteil diffundiert. Ohne Wasser- dampf kann auch kein Tauwasser kon- densieren.
Bei den diffusionsoffenen Systemen wird die Bildung von Tauwasser toleriert. Über die Kapillarität der Materialien wird die Feuchtigkeit gleichmäßig im Bauteil verteilt und zur Oberfläche befördert, wo sie wieder abtrocknen kann. Diese Bauweise hat sich in Mitteleuropa seit Jahrhunderten etabliert und bewährt. Die alten Baumeister haben in Fach- werkhäusern Lehmputze auf Strohdäm- mung verarbeitet, die noch heute nach diesem Prinzip funktionieren.
Der diffusionsoffene Wandbelag ist über die Generationen in die DNA der Handwerksmeister*innen übergegan- gen, sie sprechen von „atmenden Wän- den“.
Atmen Wände?
Die Hersteller von dampfdichten Sys- temen argumentieren oft, dass Wände luftdicht sein müssen und deshalb nicht atmen. Ein Luftaustausch findet durch die Außenwände tatsächlich kaum statt. Es muss aber unterschieden wer- den zwischen Luftdurchlässigkeit und Wasserdampfdurchlässigkeit. Über- schüssige Luftfeuchtigkeit diffundiert in den Baustoff und wird dort gepuffert. Nach dem Lüften wird die Luftfeuchtig- keit wieder an den Raum abgegeben. Wenn Handwerker also von atmenden Wänden sprechen, ist nicht der Luft- austausch zwischen innen und außen gemeint. Vielmehr atmen die Wände den überschüssigen Wasserdampf ein und wieder aus. Dadurch wird ein gleichmäßiges, angenehmes Raum- klima erreicht.
Dampfdicht = Barackenklima
Bei dampfdichten Systemen nehmen nicht nur die Dämmstoffe selbst keine Feuchtigkeit auf, zudem wird der vor- handene Putz auch noch abgesperrt und kann seine feuchtigkeitsregulie- rende Funktion nicht mehr erfüllen. Deshalb steigt die Luftfeuchtigkeit an und es entsteht ein Barackenklima mit stickiger Luft. Von den Herstellern wird das als Vorteil verkauft, weil die Bewoh- ner dadurch zum Lüften gezwungen werden.
Zwei Personen geben im Schlaf ca. ei- nen Liter Wasser an die Raumluft ab. Wir müssten uns also alle zwei Stun- den den Wecker stellen, um ausgiebig zu lüften, wenn die Feuchtigkeitsspitzen nicht gepuffert werden.
Schimmelprävention
Die häufigste Ursache für Schimmel- bildung ist Feuchtigkeit auf der Ober- fläche. Deshalb ist es wichtig, dass die Oberflächentemperaturen über der sogenannten Hygienetemperatur lie- gen. Je höher die relative Luftfeuch- tigkeit ist, desto höher muss auch die Oberflächentemperatur sein. Mit einer
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BDB-Nachrichten Journal 3/2022
Erforderliche Hygienetemperaturen auf den Oberflächen, um Schimmel zu vermeiden
















































































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