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Innendämmung
Innendämmung mit Poroton-WDF – Umnutzung und energetische Sanierung im Denkmalschutz: Alte Kühlhalle, Coburg Keramische Innendämmung für neue Kreativhochburg
Die denkmalgeschützte Kühlhalle des ehemaligen Coburger Schlachthofs wurde nach einer behutsamen Generalsanierung zu einer neuen Heimat für Gründer, Kreative und Freiberufler. Das Nürnberger Architekturbüro Bär/Kühhorn und die Baugesellschaft Raab aus dem benachbarten Ebensfeld übernahmen zusammen mit weiteren Partnern in einer Bietergesellschaft die Sanierung der Kühlhalle. Die energetische Ertüchtigung der Fassade erfolgte als Innendämmung mit Poroton-WDF von Schlagmann Poroton, einer robusten und hoch wärmedämmenden Ziegelschale mit Perlitfüllung.
Einen enormen Aufschwung erfuhr die Stadt Coburg im 19. Jahrhundert im Zuge des Eisenbahnbaus 1858, der die Residenzstadt mit Thüringen und Bayern verband. Mit der darauffolgenden Industrialisierung entstanden zahlreiche In- frastruktureinrichtungen, wie der Schlachthof, der 1880 am Stadtrand entlang der Bahngleise errichtet wurde.
Authentische Sanierung
Seit seiner Schließung 2013 lag das Schlachthofgelände brach. Lange war nicht klar, was aus den Gebäuden sowie dem gesamten Areal werden sollte. Letztendlich bevorzugte der Stadtrat eine städtische Lösung. Mit der Entwicklung be- auftragt realisiert die Coburger Wirtschaftsförderung (Wifög) seither auf dem gesamten Areal ein „Leuchtturmprojekt“, in dem sich „Wirtschaft, Wissenschaft, Dienstleistung und Kul- tur ergänzen und befruchten“. Gestartet wurde dieses mit der Sanierung der vom Schlachthof übrig gebliebenen Gebäude aus Kühlhalle und Verwaltungsvilla. Fassaden und Gebäude- strukturen sollten erhalten bleiben, Anfang Oktober 2020 er- folgte der offizielle Baubeginn. Bereits frühzeitig standen die neuen Bewohner fest: zum einen die Hochschule Coburg mit ihrem Projekt „CREAPOLIS“ und dem für alle Studierenden und Bürger/-innen offenstehenden „Makerspace“ im Unter- geschoss. Zum anderen nutzt das digitale Gründerzentrum „Zukunft.Coburg.Digital“ das Obergeschoss als Co-Working- Space für Existenzgründer/-innen.
Erhaltung des industriellen Gebäudecharakters
Der Schlachthof wurde seit seiner Gründung 1880 bis in die 1970er Jahre mehrmals umgebaut und erweitert, die Kühl- halle selbst wurde 1928 errichtet. Das zu sanierende knapp 73 Meter lange Hallengebäude ist als konischer Riegel mit zwei Geschossen und Walmdach in Richtung Osten parallel zum geländeprägenden Fluss Itz ausgerichtet. Um möglichst große Räume für den Nutzungszweck der beiden Mieter zu erhalten, wurden Zwischenwände entfernt und ein neuer großzügiger Grundriss gesetzt. Die vorhandene Bodenplatte wurde durch einen dünnen Aufbau mittels einer zementgebundenen Per- lite-Schüttung auf ein einheitliches Niveau gebracht. Die Be- standsdecken wurden als Schalung für die neuen genutzt. Die alten Stützen konnten erhalten werden und wurden ertüchtigt, sodass sie die neu eingezogenen Betondecken tragen.
Die Sanierung der Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten „Alten Kühlhalle“ des ehemaligen Coburger Schlachthofes ist seit Frühjahr 2022 abgeschlossen. Die Innovations- und Vernetzungs-
plattform „Creapolis“ der Hochschule Coburg mit ihren Werkstätten für Bürgerinnen und Bürger und der Verein „Zukunft.Coburg.Digital“ haben im Mai 2022 das Gebäude (Ansicht Westen) offiziell als Mieter übernommen.
Robuste und langlebige Konstruktion
Auch die Außenhülle blieb bestehen. Um die Fassade der denkmalgeschützten Halle nicht zu verändern, wurde sie mit einer Innendämmung aus Poroton-WDF-80, einer robusten, keramischen Wärmedämmfassade, die aus einer perlitgefüll- ten Ziegelschale besteht, versehen. Ziegelschale plus Perlit- füllung punkten vor allem unter bauphysikalischen Aspekten mit ihrer Diffusionsoffenheit und einem systemgerechten Auf- bau zur Bestandswand. Der U-Wert der Außenhaut konnte da- mit auf 0,65 W/m2K gesenkt werden.
Im Gegensatz zu anderen Dämmsystemen wird das System nicht an die bestehende Wand geklebt, sondern freistehend davor aufgemauert. Die Verarbeitung der WDF konnte deshalb auf beiden Geschossen schnell und einfach in bewährter Plan- ziegelbauweise erfolgen, die den qualifizierten Verarbeitern von
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BDB-Nachrichten Journal 3/2022