Page 6 - BDB Spezial Fassadentechnik 2021
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Schimmernde Metallhaut
Der Bodensee gilt unter Bootsleuten als eines der abwechs- lungsreichsten Binnenreviere des Landes. Mit seiner Fläche von über 530 km2 ist er nicht nur der größte See Deutschlands, sondern bietet außerdem Zugang zu den Anrainerstaaten Ös- terreich und Schweiz. An seinen insgesamt ca. 270 km lan- gen Ufern befinden sich zahlreiche Ortschaften, Sehenswür- digkeiten und Marinas, die einen Besuch unbedingt lohnen, am besten natürlich von der Wasserseite aus. Und auch wenn zum Schutz des Sees strenge Auflagen gelten und Boote wie Skipper eigens für den Bodensee erfundene Berechtigungen vorweisen müssen, erfreuen sich bei schönem Wetter doch zahlreiche Anwohner und Gäste am nautischen Leben auf dem Wasser. Die um den See ansässigen Boots- und Zube- hörhändler, Werften und Instandhaltungsbetriebe, welche das Vergnügen auf dem Wasser erst möglich machen, sprechen eine solvente Klientel an und sind deshalb gut beraten, die schwimmenden Preziosen in einem repräsentativen Rahmen auszustellen und sich vom Wettbewerb abzuheben.
Als die Firma Mizu im nur wenige Kilometer vom Bodensee entfernten Hilzingen ein neues Gebäude errichten wollte, wandte sich die Geschäftsleitung an den Architekten Klaus Wetzstein vom Architekturbüro Raum Form Studio 43 aus Tengen, mit dem man bereits zuvor gute Erfahrungen ge- macht hatte. Dieser entwarf einen quaderförmigen Baukörper, dessen vordere und hintere Wand mit einem Winkel von 7° zur Straße geneigt sind. Dadurch wird eine gewisse Dynamik erzeugt, die allerdings nicht nach statischen Sonderlösungen verlangt. Die großflächige Verglasung der Gebäudefront wäre nämlich ab einem Winkel von 10° gegen die Vertikale nach den „Technischen Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen“ als Überkopfverglasung zu bewer- ten gewesen, was einen erheblichen Mehraufwand bedeutet hätte.
Das Gebäude wurde als Betonkonstruktion mit Giebelwän- den und Stützen ausgeführt und erhielt einen Dachaufbau aus Holz. Dieser trägt nun ein Gründach, welches bei starken Nie- derschlägen eine Retentionsleistung bietet und im Sommer über die Verdunstung einen kühlenden Effekt mit sich bringt. Besucher nähern sich dem Showroom vom Parkplatz kom- mend über den Bürgersteig und gelangen dann über einen be- kiesten Vorplatz und einen kleinen Steg, welcher ein schmales Wasserbecken überspannt, „an Bord“. Der Eingang wurde als lotrecht stehende Glasanlage geplant, die von einem ebenfalls um 7° geneigten Rahmen eingefasst wird, und mittig in der Glasfront platziert. Auf die geschlossenen Fassadenflächen montierte ein erfahrener Zimmereibetrieb eine Holzunterkon- struktion, welche die leichten Ungenauigkeiten ausgleicht, die der Rohbau bereithielt und die Dämmung aufnimmt. Den Abschluss bilden Aluminiumverbund-Fassadenplatten Alucobond von 3A Composites in der Farbe Urban Jet Black. Diese erzeugen einen matt schimmernden Baukörper, der sich optisch zurücknimmt und die ganz Aufmerksamkeit auf
die Ausstellungsstücke im Inneren des Gebäudes lenkt. Die Dimensionierung der Fassadentafeln und das sich daraus er- gebende Fugenbild folgen zunächst den ästhetischen Vorga- ben des Architekten, der außerdem das Material in Abmes- sungen beziehen konnte, welche eine Zuschnittoptimierung in der Herstellung möglich machten. Auf diese Weise wurde bereits in der ressourcenschonenden Planung unnötiger Ab- fall vermieden.
Hinsichtlich der Montagetechnik kann das Gebäude getrost als Prototyp bezeichnet werden, denn der ebenfalls in Singen ansässige Hersteller der Fassadenpaneele hatte gerade ein neues Befestigungssystem entwickelt, welches sich seinerzeit in der inzwischen abgeschlossenen Zulassungsphase befand. Die easy fix genante Befestigungslösung sollte die Vorteile der
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BDB-Nachrichten Journal spezial – Fassadentechnik
Zeichnungen: Alucobond Fotos: Elisabeth Leblanc


























































































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